Breites Wickeln
– So unterstützen Stoffwindeln die gesunde Hüftentwicklung –
Nachdem die letzten Wochen unendlich schienen, hältst du plötzlich dein kleines Wunder in den Armen. Dein Mini wird niemals wieder so schnell wachsen wie in den nächsten Monaten. Noch ist es vollkommen hilflos, aber die Zeit vergeht ab sofort wahnsinnig schnell und schon bald wird ein munteres Kleinkind dein Leben auf den Kopf stellen.
Die gesunde Hüftentwicklung ist ein wichtiger Bestandteil dieser Phase. Was heißt „breites Wickeln“ und wie kann das zur gesunden Hüftentwicklung deines Minis beitragen?
Inhalte dieses Artikels
Wie entwickelt sich das Hüftgelenk meines Babys?
Bei der Geburt ist das Skelett – und damit auch das Hüftgelenk – noch größtenteils weich und knorpelig. Nur so kann dein Baby problemlos durch den Geburtskanal gelangen.
Die Hüftpfanne deines neugeborenen Babys ist noch recht flach und der Hüftkopf kann leicht herausrutschen kann. In den ersten Lebensmonaten wächst die Hüftpfanne immer weiter um den Hüftkopf herum.
Damit es dabei nicht zu einer Fehlstellung kommt ist es wichtig, dass der Hüftkopf richtig in der Hüftpfanne sitzt.
Wie sich die Hüfte entwickelt hat, wird beim Hüftscreening (Ultraschalluntersuchung der Hüfte) im Rahmen der U3-Untersuchung (rund um die 5. Lebenswoche) kontrolliert.
Ist dein Mini ca. 3 Monate alt, beginnt das Hüftgelenk langsam härter und stabiler zu werden. Nach ca. 9 Monaten ist es dann verknöchert. Vollständig entwickelt ist das Hüftgelenk deines Kindes erst mit ca. 2 Jahren.
Wird eine Fehlstellung nicht korrigiert bevor die Hüfte verknöchert, kann das schon im frühen Erwachsenenalter zu Schäden an Knochen und Knorpel, Arthrose und Schmerzen führen.
Was ist die Anhock-Spreiz-Haltung?
Babys liegen mit komplett angezogenen Beinen im Mutterleib.
Neugeborene ziehen weiterhin ganz automatisch die Beinchen gespreizt bis zum Nabel an, wenn wir sie hochheben und auf unsere Brust legen. Diese Haltung nennt man Anhock-Spreiz-Haltung, Froschposition oder M-Sitz.
Der Hüftkopf wird in der Anhock-Spreiz-Haltung genau in die richtige Position gebracht. Sie ist also die beste Haltung für eine gesunde und stabile Hüftentwicklung, die dein Baby möglichst oft einnehmen sollte.
Wenn du dein Mini im Tuch tragen möchtest wird dir hierbei ebenfalls die Anhock-Spreiz-Haltung immer wieder begegnen.
Nicht umsonst zählen Menschenbabys zu den Traglingen. Bei Naturvölkern, die ihre Kinder im Tuch tragen, kommen nahezu keine Hüftfehlstellungen vor. Früher wurden Babys auch bei uns generell den ganzen Tag getragen. Im Laufe der Zeit hat sich das jedoch geändert und Kinder werden durchschnittlich weniger getragen sondern verbringen einen Großteil des Tages liegend und in gestreckter Haltung.
Was ist eine Hüftdysplasie?
Bei etwa 4 % der Neugeborenen wird eine Fehlstellung der Hüfte diagnostiziert. Sie kann genetisch bedingt sein oder z. B. durch eine ungünstige Lage deines Kindes im Bauch verursacht werden.
Sitzt der Hüftkopf nicht optimal in der Hüftpfanne oder ist die Hüftpfanne nicht richtig ausgebildet, hat der Hüftkopf des Oberschenkelknochens zu wenig Halt. Das Hüftgelenk kann instabil werden und sich nicht richtig entwickeln.
Eine Hüftdysplasie kann schmerzhaft sein und dein Baby in seiner Beweglichkeit einschränken. Es kann in schweren Fällen sogar zu einer Hüftluxation (Ausrenken) kommen. Dabei rutscht der Hüftkopf aus der -pfanne heraus.
Wird beim Hüftscreening (U3-Untersuchung) eine Hüftdysplasie festgestellt, kommt es bei der Entscheidung zur Behandlung auf deren Schwere an. Ist die Abweichung nur minimal, kann zunächst breites Wickeln bis zu einer weiteren Kontrolluntersuchung empfohlen werden. In schwereren Fällen wird wahrscheinlich eine Spreizhose oder Schiene verordnet. Besonders schweren Fälle können mit einem Gipsverband behandelt werden. In seltenen Fällen ist eine Operation notwendig.
Was bedeutet „breites Wickeln“ und warum ist es gesund?
Beim breiten Wickeln werden die Oberschenkel deines Babys durch eine extra breite Windel dauerhaft gespreizt. Die Beinchen sollten dadurch ca. 15 cm auseinander liegen. Dein Mini kann nun gar nicht anders, als die Anhock-Spreiz-Haltung einzunehmen. Diese ist nicht schmerzhaft, sondern die natürliche Haltung eines Neugeborenen. So sitzt der Hüftkopf im richtigen Winkel in der Hüftpfanne und die Hüfte kann sich gesund entwickeln. Viele Hebammen und Ärzte empfehlen das breite Wickeln in den ersten Monaten für alle Babys.
Nach ca. 9 Monaten sind dann die Hüftgelenke – hoffentlich gesund – ausgereift.
Breites Wickeln unterstützt zwar die gesunde Hüftentwicklung, ersetzt aber keinesfalls die medizinische Behandlung einer vorhandenen Hüftdysplasie.
Breites Wickeln mit Stoffwindeln
Stoffwindeln (*) sind ohnehin im Schritt etwas breiter als Wegwerfwindeln, so dass die Beinchen gespreizt sind. Je nach Stoffwindelsystem und Saugeinlage gibt es hier allerdings noch einmal große Unterschiede.
Wenn du dein Baby breit wickeln möchtest, solltest du noch eine zusätzliche Saugeinlage (z. B. ein zu einem ca. 15 cm breiten Steg gefaltetes Moltontuch) verwenden um die Beinchen stärker zu spreizen und die Hüfte deines Minis damit besser zu stabilisieren.
Eine Stoffwindel mit zu viel Saugmaterial kann manchmal auslaufen. In diesem Fall kannst du die zusätzliche Einlage auch zwischen den Beinchen deines Minis hindurch über die geschlossene Stoffwindel legen und mit einer Schlupfüberhose oder einem Body fixieren.
Breites Wickeln mit Wegwerfwindeln
Breites Wickeln auch beim Schlafen?
Auswirkungen des Puckens auf die Hüftentwicklung
Beim Pucken wickelst du dein Baby eng in ein Tuch oder einen Pucksack um ihm so ein Gefühl von Geborgenheit zu geben. Manche Kinder beruhigen sich durch das Pucken eher oder schlafen schneller und einfacher ein.
Bei Ärzten und Hebammen ist das enge Pucken mit einem Pucktuch durchaus umstritten. Da ein so gepucktes Baby in ausgestreckter Position liegt, werden die Hüftgelenke eben gerade nicht in die gesunde Anhock-Spreiz-Haltung gebracht sondern im Gegenteil künstlich gestreckt. Das kann sich negativ auf die Hüftentwicklung auswirken.
Kleine Weltentdecker
Da unsere Minis durch mich genetisch vorbelastet sind, wurden alle drei von Anfang an mit Stoffwindeln breit gewickelt.
Heute erobern sie die höchsten Klettergerüste und Türme in Windeseile.
Was das breite Wickeln mit Stoffwindeln dazu beigetragen hat, lässt sich natürlich so nicht beurteilen. Aber auch wenn es keine Garantien gibt, gibt es mir doch ein gutes Gefühl, alles für die gesunde Entwicklung meiner Minis getan zu haben.
„Frau Mama“
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Ich wünsche euch eine schöne und gesunde Wickelzeit!