Einzigartige Kuschelzeit
– Wie kann ich mein Wochenbett nachhaltig gestalten? – 

Was ist das Wochenbett und wie lange dauert es?

Die ersten 6 – 8 Wochen nach der Geburt werden als Wochenbett bezeichnet. Diese Zeit sollte voll und ganz der Erholung und Regeneration der frisch gebackenen Mama und der Bindung zwischen Mama und Baby gehören.

Warum ist das Wochenbett so wichtig?

Während der Schwangerschaft und natürlich auch mit der Geburt hat unser Körper eine unglaubliche Leistung vollbracht. Nun benötigt er besondere Aufmerksamkeit um sich hiervon zu erholen. In den westlichen Ländern ist das Wochenbett in den letzten Jahren jedoch leider immer mehr in Vergessenheit geraten. Es wird häufig nicht mehr ernst genommen und vernachlässigt. Oft starten frisch gebackene Mamas bereits nach wenigen Tagen komplett auf sich alleine gestellt in den neuen Alltag. Ganz anders ist es in vielen asiatischen Ländern auch heute noch üblich, dass Frauen nach der Geburt bis zu 40 Tage lang  komplett im Bett bleiben. Die Familie kümmert sich in dieser Zeit um die frisch gebackene Mama, so dass sich diese ganz auf sich selbst und ihr Baby konzentrieren kann. Damit sich der Beckenboden regenerieren kann ist es wichtig, dass du in den ersten Wochen körperliche Anstrengung vermeidest. Auch einen Rückbildungskurs solltest du daher erst nach dem Wochenbett beginnen. Deine Hebamme kann dir jedoch schon ganz einfache vorbereitende Übungen zeigen. Ein weiterer wichtiger Teil des Wochenbetts ist der Aufbau der Bindung zwischen dir und deinem Baby. Intensiver Körperkontakt hilft deinem Baby in seiner neuen Welt anzukommen. Dein Herzschlag ist das einzig Vertraute und gibt deinem Mini Sicherheit. Dadurch, dass du sofort auf alle seine Signale reagierst fühlt es sich geborgen. Wenn du dich dafür entscheidest dein Baby zu stillen, fördert das häufige Anlegen in den ersten Tagen nicht nur die Milchbildung, sondern auch die Rückbildung der Gebärmutter. Dazu kommt noch die Hormonumstellung nach der Geburt. Während der sogenannten „Heultage“ kommt es häufig zu einem Stimmungstief, Ängsten und Verzweiflung. Viele Frauen verspüren ein Gefühl der Leere im Bauch oder fühlen sich plötzlich unwohl in ihrem Körper. In der Regel hält der „Wochenbettblues“ nur wenige Tage an. Sollte es jedoch zu einer länger anhaltenden Wochenbettdepression kommen, muss dringend ein Arzt hinzugezogen werden.

Warum sind waschbare Stilleinlagen sinnvoller?

Stillen ist die natürlichste und auch nachhaltigste Ernährung für dein Baby. Trotzdem solltest du dir keinen Druck machen und auch kein schlechtes Gewissen haben, wenn es für euch vielleicht nicht funktioniert. Häufig können Stillprobleme mit Hilfe einer Stillberaterin gelöst werden. Bei gereizten Brustwarzen können dir Einlagen aus Bouretteseide, Heilwolle, Rosenhydrolat und Lanolinsalbe helfen. Aber auch hier berät dich am Besten deine Stillberaterin. Stilleinlagen (*) aus kuschelig weichem Stoff sind nicht nur günstiger, sondern auch umweltfreundlicher. Über die gesamte Stillzeit betrachtet sparen sie jede Menge Müll und Rohstoffe. Außerdem hast du mit waschbaren Stilleinlagen die Wahl zwischen vielen verschiedenen Mustern, Farben und Materialien.

Wie lange habe ich nach der Geburt Blutungen?

Der Wochenfluss (= Lochien) besteht aus Blut, Wundflüssigkeit sowie Schleimhaut- und Geweberesten. Direkt nach der Entbindung ist er hellrot und wird dann langsam immer dunkler und bräunlicher – teilweise mit Blutklumpen – bzw. zum Ende hin erst gelblich und später klar. Wie lange der Wochenfluss anhält ist unterschiedlich. Bei den meisten Frauen sind es 4 bis 6 Wochen.

Welche Produkte eignen sich für den Wochenfluss?

Nach der Geburt solltest du auf jeden Fall auf alle Menstruationsprodukte die vaginal eingeführt werden verzichten. Das nicht nur aufgrund eventueller Geburtsverletzungen sondern da diese auch die Gefahr einer Infektion erhöhen würden. In der Anfangszeit, in der die Blutung noch sehr stark ist, eignen sich spezielle Wochenbettbinden aus Stoff (*). Alternativ kannst du aber auch Mullwindeln (*) schmal falten und als Wochenbetteinlage verwenden. Sowie der Ausfluss weniger wird, kannst du auf „normale“ Stoffbinden (*) umsteigen. Im Vergleich zur Wegwerfvariante sind nachhaltige Menstruationsprodukte günstiger, umweltfreundlicher und natürlich schöner sowie weicher und bequemer. Außerdem fördern sie durch die höhere Atmungsaktivität die Heilung. Wichtig ist, dass du die Einlage – egal ob Wegwerfeinlage oder waschbare Stoffbinde – spätestens alle 3 Stunden wechselst um das Infektionsrisiko zu minimieren. Der Wochenfluss ist zwar nicht hochinfektiös aber enthält dennoch Keime und Bakterien. Im Wochenbett können diese noch einfacher bis zur Gebärmutter aufsteigen und eine Infektion verursachen. Nach dem Wechseln der Wochenbetteinlage solltest du natürlich auch unbedingt auf eine gründliche Handhygiene achten. Um die optimale Heilung zu unterstützen ist es am Besten atmungsaktive Unterwäsche aus Baumwolle zu tragen. Periodenunterwäsche (*) eignet sich sehr gut für das Wochenbett, da diese ebenfalls einiges an Flüssigkeit aufsaugen kann und dir hierdurch zusätzliche Sicherheit gibt. Genauso wie die Stoffbinden kannst du sie natürlich auch nach dem Wochenbett noch tragen.

Wie kann ich mich auf das Wochenbett vorbereiten?

Damit du dich während dem Wochenbett auch wirklich erholen kannst, kannst du einiges schon vor der Geburt vorbereiten:

• Organisiere Unterstützung für den Haushalt, Betreuung für Geschwisterkinder und die Versorgung deiner Haustiere.
• Wasche die erste Kleidung für dein Baby und räume sie schon ein.
• Mache eine Stoffwindelberatungbzw. einen Online-Kurs.
• Besorge deine ersten Stoffwindeln und wasche sie ein oder buche ein Mietpaket.
• Bitte Freunde und Familie von Spontanbesuchen abzusehen.
• Fülle deine Vorräte auf.
• Koche wenn möglich vor und friere gesunde Mahlzeiten (möglichst eisen- und ballaststoffhaltig) ein.
• Mache dein Schlafzimmer zu einem gemütlichen Wohlfühlort.

Was in deine Kliniktasche gehört kannst du übrigens hier nachlesen.

Was ist ein Wochenbettkorb bzw. eine Wochenbettbox und brauche ich das?

In einem Wochenbettkorb wird alles zusammengepackt, was du nach der Geburt brauchst, so dass du dein Wochenbett so richtig genießen kannst. Du musst also dein Baby nicht ständig aus dem Arm legen und aufstehen um etwas zu holen sondern hast alles ordentlich und griffbereit in einem Korb bzw. einer Box.

Was kann ein Wochenbettkorb enthalten?

• Waschbare Wickelunterlage (*)
• Stoffwindeln 
• Wetbag (*)
• Waschlappen (*) und Reinigungsschaum (*)
• Schnuller
• Spucktuch (*)
• Stilleinlagen (*)
• Salbe für die Brustwarzen (Lanolin-Creme)
• Nachthemd zum Wechseln
• Kuschelige Socken
• Parfümfreies Deo (*)
• Natürliche Handcreme (*)
• Lippenpflege (*)
• Gutes Buch
• Kopfhörer
• Gesunde Snacks
• Wasser und Glas
• Betttablett

Was sollte ich sonst noch für das Wochenbett besorgen?

• ausreichend bequeme, atmungsaktive und stillfreundliche Kleidung
• bequeme und weite Baumwollslips
• mindestens ein Stillkissen
• Eisensaft (Eisenmangel durch Blutverlust)
• Po-Dusche (*)
• wasserdichte Matratzenauflage (*) (Schutz bei stärkerer Blutung als gedacht)
• natürliche Kosmetikproduke (*), (Babys reagieren oft empfindlich auf Gerüche)

Weitere praktische Tipps für dein Wohlbefinden im Wochenbett

Jede Geburt hinterlässt ihre Spuren und diese können ganz verschieden aussehen. Hier habe ich ein paar Tipps für dich:

• Eine ballaststoffreiche Ernährung regt nicht nur die nach der Geburt oft etwas träge Verdauung wieder an sondern macht den Stuhl darüber hinaus weicher, so dass der Damm weniger belastet wird.
• Die Po-Dusche kannst du nicht nur zur sanften Reinigung nutzen, sondern auch um beim urinieren Wasser über die Vulva zu gießen, so dass der Urin direkt verdünnt und das Brennen gemindert wird.
• Wenn du eine schmal gefaltete Mullwindel (*) ins Eisfach legst und unter (!) deine Wochenbettbinde schiebst, kannst du hiermit deine Geburtsverletzungen etwas kühlen.

Kann ich mein Baby schon im Wochenbett mit Stoffwindeln wickeln?

Du fragst dich nun, ob du dein Baby tatsächlich schon vom ersten Tag an mit Stoffwindeln wickeln kannst? Die kurze Antwort lautet: Ja. Eine etwas ausführlichere Antwort findest du es in meinem Blogartikel „Hallo Baby! – Natürlich Wickeln von Anfang an“.