Gründe für Stoffwindeln
– Sind Stoffwindeln besser für die Umwelt? –
Okay, Stoffwindeln mögen vielleicht gesünder sein. Aber für die Umwelt macht es doch keinen Unterschied wie du dein Baby wickelst, oder?
Auch wenn du alleine auf den ersten Blick vielleicht nicht viel bewegen kannst, kannst du andere damit inspirieren und alle gemeinsam können wir sehr wohl die Welt verändern. Jede Veränderung beginnt mit einem ersten Schritt.
Warum macht jede gesparte Wegwerfwindel für die Zukunft unserer Kinder so einen großen Unterschied? Sind Stoffwindeln besser für die Umwelt?
Inhalte dieses Artikels
Wie viel Müll verursachen Wegwerfwindeln?
Ein Baby benötigt durchschnittlich 5 Windeln pro Tag. Das entspricht 1.800 Windeln pro Jahr und 5.400 Windeln während einer durchschnittlichen Wickelzeit von 3 Jahren.
Jedes einzelne mit Wegwerfwindeln gewickelte Kind verursacht so schon in seinen ersten Lebensmonaten einen 1,5 Tonnen schweren Berg an nicht recycelbarem Müll.
Insgesamt machen Wegwerfwindeln fast 10 % unseres gesamten Restmülls aus.
Und als ob das nicht schon genug wäre, wird jede einzelne Windel häufig noch vor dem Wurf in den Windeleimer in eine kleine Plastiktüte eingepackt.
Was passiert mit dem Windelmüll?
Wir haben grundsätzlich zwei Optionen für unseren Müll: Die Entsorgung auf einer Mülldeponie oder die Müllverbrennung.
Eine Wegwerfwindel, die auf der Mülldeponie landet, benötigt ca. 400 Jahre um in immer kleinere Teile (Mikroplastik) zu zerfallen. Diese Teile werden teilweise auch von Tieren aufgenommen und können so in die Nahrungskette gelangen.
Die Verbrennung von mit Brandschutzmittel (Superabsorber) und Fäkalien gefüllten nassen Wegwerfwindeln ist leider nicht ganz so einfach. Mit Hilfe von Öl und Sperrmüll ist sie dennoch machbar. Die Rückstände sind hochgiftig und werden als Sondermüll in alten Salzstöcken endgelagert.
Die unzähligen Wegwerfwindeln die unterwegs mal schnell und achtlos in der Natur entsorgt werden, machen es auch nicht besser.
Umweltbelastung durch Transportwege
Bevor eine Windel überhaupt zu deinem Baby gelangt, hat sie in der Regel bereits eine ziemlich lange Reise hinter sich. Dass diese Transportwege unsere Umwelt belasten, bedarf wohl keiner weiteren Erklärung.
Nun habe ich tatsächlich schon den Einwand gehört, dass auch Stoffwindeln irgendwie an die Familien verteilt werden müssen und das stimmt natürlich. Allerdings habe ich bisher noch keine Familie kennengelernt, die wöchentlich ein Paket mit Stoffwindeln bekommt bzw. über die Wickeldauer gerechnet gar 5.400 Stoffwindeln kauft. Die Transportwege der an einer Hand abzählbaren Bestellungen dürften also wohl zu vernachlässigen sein.
Verbraucht das Waschen von Stoffwindeln nicht zu viel Wasser?
Es ist richtig, dass deine Stoffwindeln 2 – 3 Mal pro Woche eine Waschmaschine füllen. Das hierfür benötigte Wasser kann jedoch nach dem Klären ganz einfach in den Wasserkreislauf zurückgeführt werden, da es nicht mit gefährlichen Chemikalien belastet ist. Zur hygienischen Reinigung ist nämlich nur Sauerstoffbleiche notwendig, die beim Waschen zu Wasser, Soda und Sauerstoff zerfällt. Sie stellt somit keine Gefahr für die Umwelt dar.
„Natürlich Familie“ hat sich in einem Blogartikel interessanter Weise näher mit dem Umweltbericht des Verband der österreichischen Papierindustrie beschäftigt. Aus diesem ergibt sich, dass das Herstellen der für ein Kind benötigten 6.000 Windeln sogar mehr Wasser verbraucht als das Waschen der Stoffwindeln während der gesamten Wickelzeit. Über den Zeitraum von drei Jahren würden zwischen 21.000 – 37.500 Liter Wasser für die Windelwäsche verbraucht. Die industrielle Produktion der Wegwerfwindeln für ein Kind würde 55.000 Liter Wasser verbrauchen. Den gesamten Artikel findest du hier (*) noch einmal zum Nachlesen.
Dazu kommt noch, dass das für die Produktion von Wegwerfwindeln verwendete Wasser aufgrund der Chemikalienbelastung eben nicht so einfach geklärt werden kann.
Der Wasserverbrauch ist somit ebenfalls eindeutig ein Argument für und nicht gegen Stoffwindeln.
Stromverbrauch bei der Windelwäsche
Dank unserer modernen und energieeffizienten Waschmaschinen ist der Stromverbrauch bei einer Windelwäsche (60 Grad) recht überschaubar. Sofern noch Platz in der Maschine sein sollte, kannst du nach dem Vorspülen auch andere Wäsche (z. B. Handtücher) zur Windelwäsche geben.
Außerdem sparst du letztendlich durch Stoffwindeln sogar häufig noch Wäsche. Du musst nämlich nicht andauernd Bodys oder gar die gesamte Kleidung wechseln, nachdem einmal wieder die Wegwerfwindel ausgelaufen ist.
Im Übrigen wird natürlich auch für die Herstellung von Wegwerfwindeln Strom benötigt.
Produktionsabfälle bei der Herstellung von Windeln
Darüber hinaus werden bei der Herstellung von Windeln auch über die Abluft schädliche Substanzen freigesetzt.
Natürlich müssen auch Stoffwindeln produziert werden. Du kannst dir aber vorstellen, dass die Produktionsabfälle, die bei der Herstellung von 25 Stoffwindeln entstehen, weit geringer sind, als die Produktionsabfälle aus der Herstellung von über 5.000 Wegwerfwindeln.
Ressourcen für den Müll
Eine Wegwerfwindel wird nur wenige Stunden lang getragen. Für ihre Herstellung werden dennoch wertvolle Ressourcen wie Rohöl, Chemikalien, Holz, Wasser und Strom verbraucht. Inzwischen sollte uns allen bewusst geworden sein, dass die Ressourcen unserer Erde endlich und kostbar sind. Viel zu kostbar, um sie nach wenigen Stunden der Nutzung im Müll zu entsorgen.
Wie kann ich die Umweltbilanz von Stoffwindeln noch weiter optimieren?
- Kaufe nur so viele Stoffwindeln, wie du wirklich benötigst.
- Entscheide dich für in Europa oder sogar in Deutschland hergestellte Windeln, um lange Transportwege zu verhindern.
- Second Hand funktioniert auch bei Stoffwindeln.
- Achte auf energieeffiziente Elektrogeräte (z. B. Waschmaschine).
- Wechsel zu einem Ökostromanbieter.
- Füge weitere Wäsche (z. B. Handtücher) nach der Vorwäsche bei, wenn noch Platz in der Waschmaschine ist.
- Für die reguläre Stoffwindelwäsche genügt eine Waschtemperatur von 60°C.
- Hygiene- und Weichspüler solltest du ohnehin vermeiden!
- Trockne deine Stoffwindeln auf der Leine anstatt im Wäschetrockner.
- Pflege deine Stoffwindeln gut, so dass sie lange halten.
- Nutze deine Stoffwindeln für ein Geschwisterkind weiter oder verkaufe sie.
Sind Stoffwindeln besser für die Umwelt?
Die Müllberge durch Wegwerfwindeln wachsen stetig. Der Transport und die bei der Herstellung anfallenden giftigen Abfälle belasten unsere Umwelt enorm. Abgesehen davon, dass wertvolle Ressourcen, Strom und Wasser für ein Produkt verschwendet werden, das nur wenige Stunden genutzt wird. Eine entsprechende niederländische Studie aus dem Jahr 2023 findest du hier.
Doch es geht auch anders! Ein kleiner Stapel Stoffwindeln kann euch durch die gesamte Wickelzeit begleiten.
Damit dürfte wohl ganz klar sein: Stoffwindeln sind besser für unsere Umwelt!
Aber irgendeinen Vorteil müssen Wegwerfwindeln doch haben, oder? Vielleicht sind es die Kosten? So ein Paket Wegwerfwindeln ist schließlich günstiger als eine einzige Stoffwindel. In Teil 3 meiner Artikelreihe schauen wir uns einmal genauer an, ob Wegwerfwindeln oder Stoffwindeln günstiger sind.
Ich wünsche dir eine wunderschöne Wickelzeit!