Bye bye Windel!
– So kannst du dein Kind beim Trockenwerden begleiten –
Auch wenn eure Stoffwindeln unglaublich schön sind, ist es irgendwann an der Zeit, sie ziehen zu lassen. Aber wann ist irgendwann? Gibt es einen richtige Zeitpunkt für dein Kind um trocken zu werden? Und wie kannst du dein Mini dabei unterstützen? Über diese und noch einige Fragen mehr rund um das Trockenwerden deines Babys möchte ich in diesem Artikel mit dir sprechen.
- Brauchen Babys Windeln?
- Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Trockenwerden?
- Werden Stoffwindelbabys früher trocken?
- Töpfchen, Toilettensitz & Co.
- Vorbereitung auf das Töpfchentraining
- Das Trockenwerden liebevoll begleiten
- Sicherheit während des Übergangs von der Windel zum Töpfchen
- Trockenwerden in der Nacht
- Rückschläge beim Trockenwerden
- Wenn große Kinder Windeln brauchen
- Euer Weg von der Windel zum Töpfchen
Brauchen Babys Windeln?
Ein gesundes Neugeborenes kann seine Blase und seinen Darm vom ersten Tag an – selbst bei Druck – kontrollieren. Das konnte inzwischen auch durch verschiedene Studien belegt werden (z. B. die schwedische Studie von Gunilla Gladh). Damit wird bestätigt, was wir in der Praxis in vielen Teilen der Erde beobachten können: Das Kinder vom ersten Tag an windelfrei aufwachsen können. Tatsächlich trägt im weltweiten Vergleich betrachtet sogar ein Großteil der Babys keine Windeln. Und auch bei uns sind Windeln noch gar nicht so lange selbstverständlich. Wenn du dich für die Geschichte der Windel interessierst, kannst du hier mehr dazu lesen.
Wenn unsere Babys ihr Geschäft verrichten müssen, versuchen sie uns das mitzuteilen. Werden diese Signale jedoch immer wieder übergangen, resignieren sie früher oder später. Schließlich ist es scheinbar gewünscht, dass das Geschäft in die Windel verrichtet wird.
Natürlich sind Babys allerdings noch nicht dazu in der Lage nach unserer heutigen Definition “trocken” zu sein. Sie können ihr Geschäft also selbstverständlich noch nicht für längere Zeit anhalten und dann selbstständig die Toilette benutzen. Um das zu erreichen müssen neben der motorischen sowie sprachlichen Entwicklung zunächst die Muskeln (Blase, Schließmuskel) immer weiter trainiert werden. Durch das regelmäßige Abhalten wird diese Entwicklung jedoch beschleunigt.
Wann ist der richtige Zeitpunkt zum Trockenwerden?
Während es beim Abhalten / Windelfrei darum geht, dass die Bezugs-/Betreuungsperson die Bedürfnisse des Babys erkennt und beachtet, geht es beim Trockenwerden darum, dass das Kind selbst das Geschäft anhält und selbstständig an einem geeigneten Ort verrichtet. Ein Baby das abgehalten wird, ist demnach trotzdem noch nicht trocken. Gehört das Verrichten des Geschäfts außerhalb der Windel allerdings von Geburt an zum Alltag, vereinfacht das natürlich das Trockenwerden. War das bisher bei euch kein Thema, gilt es dein Kind zunächst einmal langsam und geduldig hieran zu gewöhnen.
Grundsätzlich solltest du das Trockenwerden deines Kindes nicht an einem bestimmten Alter sondern vielmehr an seiner individuellen Entwicklung festmachen. Das können Anzeichen dafür sein, dass dein Kind bereit für den Wechsel von der Windel zum Töpfchen ist:
- Interesse an der Toilette
- Verständnis für nass und trocken
- Mitteilung über das Verrichten des Geschäfts
- Protest gegen die Windel
Auch wenn du eher auf dein Kind als auf den Kalender achten solltest gibt drei Zeitfenster, innerhalb derer Kinder besonders offen für den Wechsel von der Windel zum Töpfchen sind. Das erste dieser Zeitfenster ist mit ca. 12 Monaten, das zweite Zeitfenster mit ca. 18 Monaten und das dritte Zeitfenster mit ca. 24 Monaten.
Werden Stoffwindelbabys früher trocken?
Nein, wenn du dein Baby mit Stoffwindeln wickelst gibt dir das keine Garantie dafür, dass dein Kind früher trocken wird.
Ein großer Vorteil von Stoffwindeln ist das Nässefeedback. Dein Mini spürt also eine Veränderung – nämlich die Nässe – wenn es in die Windel macht und wird schnell eine Verknüpfung zwischen beidem herstellen. Wenn dieses Gefühl bereits vorhanden ist, erleichtert das natürlich das Töpfchentraining. Das alleine führt aber nicht dazu, dass ein Kind früher trocken wird.
Stoffwindeleltern haben jedoch häufig ein besseres Gefühl für die Ausscheidungen ihres Kindes entwickelt und Stoffwindelkinder haben in der Regel ein natürlicheres Verhältnis zu ihren Ausscheidungen. Auch das vereinfacht den Übergang von der Windel zum Töpfchen.
Auch mit einer Stoffwindel sind wirklich lange Wickelintervalle möglich, wenn auch nicht sinnvoll. Bei einem langen Wickelintervall wird dein Baby zwar die Nässe spüren, sich aber wahrscheinlich schnell an diese gewöhnen und lernen sie zu ignorieren. Schließlich ist es ja normal über viele Stunden hinweg eine nasse Windel zu tragen.
Das vorhandene Nässefeedback durch Stoffwindeln ist ein guter Grundstein für das frühere Trockenwerden. Genauso wichtig ist dafür aber auch ein möglichst kurzer Wickelintervall. Je kleiner dein Baby ist umso häufiger wird es wahrscheinlich pieseln. Möchtest du, dass dein Kind früh trocken wird, sollte die Windel kein Mittel sein um seltener mit deinem Mini auf Toilette zu gehen. Wechselst du eine nasse Windel möglichst schnell, wird dein Kind eher versuchen das viel angenehmere Gefühl einer trockenen Hose zu bewahren.
Töpfchen, Toilettensitz & Co.
Für das Trockenwerden habt ihr die Auswahl zwischen verschiedenen Hilfsmitteln:
- Familiensitz
- Sitzverkleinerer
- Toilettenaufsatz mit Stufen
- Töpfchen
- Reise-Töpfchen (für unterwegs)
Was ist die beste Variante?
Leider gibt es keine allgemeingültige Antwort auf diese Frage sondern am Besten ist das, womit dein Kind sich wirklich wohl fühlt. Auch meine drei Minis sind in ihrer Auswahl komplett verschieden. Während mein ältester Sohn nur auf der großen Toilette thronen wollte, hat das meinem Mini-Dino unwahrscheinliche Angst gemacht. Es wird euch den Umstieg erleichtern, wenn du offen dafür bist unterschiedliche Varianten zu testen um deinem Mini die Möglichkeit zu geben, seinen ganz eigenen Weg zu finden.
Egal ob wofür ihr euch entscheidet, es sollte immer schadstoffarm, ergonomisch und sicher (standfest) sein. Achte außerdem darauf, dass dein Kind gut sitzt und nichts unangenehm drückt.
Vorbereitung auf das Töpfchentraining
Bis ein Kind ganz von selbst und komplett ohne Impuls von außen auf die Idee kommt auf Toilette zu gehen, wird es wohl relativ lange dauern. Im Gegenteil gibt es aber immer mehr Kinder, die selbst im Grundschulalter noch nicht trocken sind. Es ist daher durchaus sinnvoll, entsprechende Impulse zu geben und damit das Trockenwerden liebevoll zu unterstützen:
- Sei ein gutes Vorbild und lass dich von deinem Kind ruhig auf Toilette begleiten.
- Lest gemeinsam Kinderbücher zum Trockenwerden.
- Achte aufmerksam auf die Ausscheidungen deines Kindes und wickele möglichst häufig.
- Verzichte auf Fleece-, Woll- und Stay-Dry-Liner.
- Erkläre das Töpfchen und stelle es so auf, dass es in Sichtweite und damit präsent ist.
Das Trockenwerden liebevoll begleiten
Es gab Zeiten, in denen man unter Töpfchentraining verstand, dass Kinder mit jeder Menge Druck und unter Bestrafungen dazu gezwungen werden so lange auf einem Töpfchen zu sitzen, bis sie ihr Geschäft erledigt haben. So sollte das Töpfchentraining heute natürlich keinesfalls mehr aussehen. Ohnehin lernen Kinder mit positiver Bestärkung und Zuspruch am Besten.
Das Töpfchen sollte zunächst einmal ein Angebot ohne Zwang sein. Bestimmte Zeiten wie nach dem Aufwachen, nach dem Essen und vor dem Schlafen eigenen sich besonders gut dazu deinem Mini das Töpfchen anzubieten. Wenn du bisher mit Stoffwindeln gewickelt hast, hast du wahrscheinlich schon ein ganz gutes Gespür für die Ausscheidungen deines Kindes entwickelt und kannst es natürlich auch zu diesen Zeiten ermutigen das Töpfchen auszuprobieren. Am Besten sollte dein Mini dabei entspannt und gut gelaunt und nicht hungrig, übermüdet oder quengelig sein.
Nachdem dein Kind verstanden hat, dass das Geschäft ins Töpfchen und nicht in die Windel gehört, kannst du die Windel so oft wie möglich einfach mal weglassen. Am Besten verzichtet ihr dabei zunächst auch einmal auf Unterhosen. Eine Unterhose kann sich für dein Kind nämlich ähnlich anfühlen wie eine Windel und ohne Unterhose spürt es deutlicher den Unterschied.
Dein Kind wird nicht nur von dir sondern noch weiteren Personen betreut bzw. besucht die Kita / den Kindergarten? Dann solltest du unbedingt auch mit diesen das Gespräch suchen, so dass ihr gut zusammenarbeiten könnt. Alles andere kann dein Kind extrem verwirren und den Weg des Trockenwerdens erschweren.
Zwang und Druck sind gerade beim Trockenwerden keine gute Idee. Du solltest deinem Kind die Zeit geben, die es benötigt und mit Rückschlägen rechnen. Mit jeder Menge Geduld, Einfühlungsvermögen und positiver Bestärkung werdet ihr das Trockenwerden in eurem Tempo meistern.
Weitere Tipps für das Töpfchentraining
- Achte auf Hosen, die dein Mini ganz einfach selbst hoch- und runterziehen kann.
- Reiße dein Kind nicht unangekündigt aus dem Spiel sondern teile dein Vorhaben rechtzeitig vorher mit.
- Frage nicht, ob dein Kind auf Toilette gehen möchte sondern stelle fest, dass ihr in 5 Minuten mal kurz auf Toilette gehen werdet.
- Finde einen Ort, an dem sich dein Kind wohl und sicher fühlt (hinter einer Ecke, Tür pp.).
- Gemeinsam geht es gleich viel leichter: Setzt das Lieblingskuscheltier doch auch auf ein Töpfchen (z. B. Schüssel).
- Lest eine kurze Geschichte während dein Mini das Töpfchen testet.
- Vielen Kindern fällt es mit rauschenden Geräuschen (z. B. laufendem Wasser) leichter sich zu entspannen und zu lösen.
- Nimm dir genug Zeit und versuche selbst immer ruhig und entspannt zu bleiben.
- Lobe dein Mini, wenn das Geschäft im Töpfchen bzw. der Toilette gelandet ist.
- Lasse dein Kind selbst spülen.
Sicherheit während des Übergangs von der Windel zum Töpfchen
Das Töpfchentraining war erfolgreich und die Windel ist Geschichte aber manchmal ist dein Mini doch noch etwas zu spät dran und die ersten Tröpfchen gehen in die Hose? Dann können gerade für unterwegs sogenannte Trainingshosen (*Werbung*) eine gute Alternative zur Windel sein. Sie haben jedoch nur eine geringe Saugkraft und können keine Windel ersetzen.
Wenn es doch immer mal wieder zu größeren Unfällen kommt, eignet sich eher eine Pull-Up-Windel (*Werbung*), in die je nach Bedarf z. B. eine Mullwindel, Saugeinlage, Prefold pp. einlegt werden kann. So kann die Saugkraft individuell angepasst werden und selbst größere Missgeschicke werden zuverlässig aufgefangen.
Den Autokindersitz kannst du mit einer wasserdichten Unterlage (*Werbung*) vor Unfällen schützen.
Auch wenn dein Kind schon recht zuverlässig die Toilette benutzt, solltest du vorsichtshalber Ersatzkleidung mitnehmen. Selbst wenn sich dein Mini nichts anmerken lässt, ist ein Unfall wahrscheinlich trotzdem peinlich und unangenehm. Vermeide es daher mit oder vor anderen über das Missgeschick zu sprechen sondern wechsele die Kleidung ganz diskret und ohne dies groß zu thematisieren.
Trockenwerden in der Nacht
Die meisten Kinder sind zunächst am Tag trocken und dann erst einige Zeit später in der Nacht.
Auf keinen Fall solltest du deinem Kind das Trinken zu irgendeiner Zeit verbieten. Wenn du dein Mini allerdings schon im Laufe des Tages und insbesondere am Nachmittag immer wieder daran erinnerst ausreichend zu trinken, ist der Durst direkt vor dem Zubettgehen wahrscheinlich nicht mehr ganz so groß.
Versucht außerdem einen Toilettengang in eure Morgen- und Abendroutine einzubauen.
Eine wasserdichte Bettauflage (*Werbung*) schützt die Matratze und kann ganz einfach und schnell getauscht werden. Für den Fall, dass auch die Bettwäsche nass geworden ist, kann es Sinn machen eine zweite Bettwäschegarnitur bereit zu legen. So kannst du diese nach einem Unfall einfach nur schnell austauschen und dich um den Rest am nächsten Morgen kümmern.
Rückschläge beim Trockenwerden
Du kennst doch mit Sicherheit den Spruch: “Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.” Sicherlich gibt es immer mal wieder Kinder, die von einem auf den anderen Tag zuverlässig trocken sind. Ob hier tatsächlich niemals ein Pipi-Unfall passiert ist, möchte ich an dieser Stelle nicht beurteilen.
Für die meisten werden Missgeschicke einfach zum Trockenwerden dazu gehören. Sie sollten nicht kommentiert und möglichst wenig beachtet werden. Und seien wir einmal ehrlich – eine nasse Hose ist wahrscheinlich gerade in Zeiten, in denen nahezu jeder von uns den Luxus einer Waschmaschine genießt, auch kein wirkliches Problem.
In der Regel ist das Trockenwerden eine Mischung aus Fort- und Rückschritten. Es wird vielleicht Zeiten geben, in denen es super klappt und dann wiederum Momente, in denen ihr gefühlt von vorne beginnt. Und das alles ist okay. Jedes Kind ist individuell und hat sein eigenes Tempo. Unsere Aufgabe ist es nicht unsere Kinder mit Bestrafungen und Druck zu etwas zu zwingen sondern immer wieder ein liebevolles Angebot zu machen und wo es nötig ist zu unterstützen.
Wenn dein Kind schon über einen längeren Zeitraum hinweg zuverlässig trocken war und plötzlich immer wieder einnässt (evtl. auch nur in der Nacht) oder sogar wieder dauerhaft eine Windel benötigt, kann das unterschiedliche Gründe haben. Versuche dein Kind nicht deine Enttäuschung spüren zu lassen, sondern zunächst einmal herausfinden, was der Grund dafür ist. Vielleicht gab es eine große Veränderung wie ein Geschwisterkind, eine Veränderung der Schlafsituation oder einen Wechsel in der Betreuung? Manchmal können auch Entwicklungsschübe so überfordernd sein, dass an anderer Stelle ein Rückschritt erfolgt. In jedem Fall solltest du dir immer vor Augen halten, dass dein Kind dich nicht verärgern oder verletzen möchte. Wahrscheinlich ist es gerade selbst komplett überfordert und hat keinerlei Kapazitäten mehr. Nachdem sich die Situation beruhigt hat, könnt ihr das Trockenwerden einfach noch einmal angehen. Das das grundlegende Verständnis und Körpergefühl nun aber schon vorhanden sind, wird wahrscheinlich beim nächsten Versuch viel schneller und einfacher klappen.
Wenn große Kinder Windeln brauchen
Die meisten Kinder werden zwischen dem 2. und 5. Lebensjahr trocken. Entwicklungsverzögerungen, traumatische Erlebnisse oder körperliche Beeinträchtigungen – die Gründe, warum größere Kinder Windeln brauchen sind vielfältig. Wenn dein Kind nach seinem 5. Geburtstag noch nicht trocken ist, solltest du dies einmal mit deinem Kinderarzt besprechen um gegebenenfalls eine organische Ursache auszuschließen. Was auch immer der Grund dafür sein mag, dass ein größeres Kind noch eine Windel benötigt, sollte sich keine Familie dafür schämen müssen. Dass es keinen Grund zur Scham gibt, solltest du auch deinem Mini immer wieder vermitteln.
Inzwischen gibt es auch für größere Kinder ein vielseitiges Angebot an Stoffwindeln (*Werbung*). Gerade für größere Kinder eignet sich aufgrund der hohen Saugkraft eine Zusatzeinlage aus Hanf (*Werbung*) besonders gut.
Euer Weg von der Windel zum Töpfchen
Das Trockenwerden wird auch bei euch wahrscheinlich nicht von selbst und über Nacht passieren sondern ist in der Regel ein längerer Prozess mit Höhen und Tiefen.
Auch wenn sich jedes Kind in seinem ganz eigenen Tempo entwickelt, kannst und solltest du liebevolle Anreize zum Trockenwerden geben. Achte dabei auf die Vorlieben deines Kindes um euch beiden den Übergang von der Windel zum Töpfchen so einfach wie möglich zu machen. Auch Trainingshöschen können eine gute Unterstützung sein.
Wichtig ist bei alledem, dass kein Zwang oder Druck ausgeübt wird sondern dein Mini eine positive Bestärkung erfährt. Mit jeder Menge Geduld und Liebe wird auch eure Wickelzeit ihr Ende finden.
“Frau Mama”
Du möchtest noch mehr Infos rund um deine nachhaltige und achtsame Baby- und Kleinkindzeit? Komm in meine kostenlose Facebook-Gruppe und tausche dich mit mir und anderen Mamas aus.
Habt einen guten Start in die windelfreie Zeit!

Dir hat mein Artikel gefallen? Dann lies doch hier weiter:
