Wollig weich eingepackt 
– Plastikfrei wickeln mit Wolle –

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Das Wickeln mit Wolle war für mich Anfangs undenkbar. Ich stellte es mir so kompliziert und aufwendig vor, dass ich mich niemals an eine Wollwindel getraut hätte.

So wirklich damit beschäftigt habe ich mich erstmals während meiner Ausbildung zur Fachkraft für natürliches und nachhaltiges Wickeln. Unsere Mini-Maus war damals gerade zur Welt gekommen und durfte als Versuchskaninchen herhalten. Trotz allen Wissens, das ich zu diesem Zeitpunkt schon hatte, war ich wirklich skeptisch. Aber ich wurde schnell eines Besseren belehrt.

Heute erlebe ich in meinen Beratungen immer wieder Eltern, denen es genauso geht wie mir damals. Gehörst du auch dazu? Dann hoffe ich, dass ich mit diesem Blogartikel zumindest einige deiner Zweifel ausräumen und dich dazu ermutigen kann, es einfach mal zu probieren um auch die letzten Bedenken los zu werden.

Also los geht´s – lass uns über das Wickeln mit Wolle reden.

Vorteile beim Wickeln mit Wolle

Wenn du 100 % plastikfrei wickeln möchtest, ist Wolle die Lösung hierfür. Das Wickeln mit Wolle ist nicht nur eine tolle Möglichkeit auf synthetische Materialien zu verzichten, sondern Wolle hat noch einige weitere Vorteile.

Wolle ist

  • natürlich
  • umweltfreundlich
  • biologisch abbaubar
  • langlebig
  • angenehm weich
  • besonders hautverträglich
  • temperaturausgleichend
  • selbstreinigend
  • atmungsaktiv
  • saugfähig

Ist das Wickeln mit Wolle teurer als das Wickeln mit PUL-Überhosen?

Wollüberhosen sind tatsächlich durchschnittlich teurer als Überhosen aus PUL. Dafür sind sie aber – bei richtiger Pflege – langlebiger.

Außerdem müssen Überhosen aus Wolle nicht so häufig gewaschen werden wie Überhosen aus PUL. Du benötigst daher weniger Überhosen, was den höheren Einzelpreis ausgleicht.

Ist das Wickeln mit Wolle aufwendiger als das Wickeln mit PUL-Überhosen?

Auf den ersten Blick mag das Wickeln mit Wolle komplizierter und aufwendiger erscheinen.

Berücksichtigst du aber, dass Wollwindeln viel seltener gewaschen werden müssen, relativiert sich der Aufwand damit.

Meiner persönlichen Einschätzung nach unterscheiden sich beide Materialien insgesamt betrachtet in diesem Punkt nicht bzw. nur minimal.

Welche Wolle wird für Windeln verwendet?

Für Wollüberhosen wird in der Regel Merinowolle oder Schurwolle verwendet.

Merinowolle ist eine besonders feine, weiche und elastische Wolle, die von Merinoschafen stammt.

Schurwolle stammt von verschiedenen Schafarten und etwas gröber als Merinowolle. Sie ist sehr langlebig, strapazierfähig und preisgünstiger als Merinowolle.

Da Wollwindeln rein aus natürlichen Fasern bestehen sind sie eine tolle Lösung, wenn du plastikfrei wickeln möchtest.

Was heißt kbT?

kbT” bedeutet “kontrolliert biologische Tierhaltung”. Damit diese Zertifizierung verliehen wird, müssen die Schafe möglichst artgerecht gehalten werden. Sie dürfen keine gentechnisch veränderten Pflanzen zum Fressen bekommen und es sollen auch keine Masthilfsmittel verwendet werden. Pestizide und Insektizide sind genauso wenig erlaubt wie viele Arzneimittel. Darüber hinaus ist auch das Mulesing verboten.

Was ist Mulesing?

Beim Mulesing wird jungen Lämmern mit einem speziellen scharfen Messer ohne Schmerz- oder Betäubungsmittel ein Teil der Haut im Schwanzbereich entfernt. Welchen Sinn hat das?

Um vor allem bei Merinoschafen die Wollproduktion zu erhöhen, wurde diesen eine extrem faltige Haut angezüchtet. In den Falten sammeln sich Feuchtigkeit, Kot und Urin. Das zieht natürlich Fliegen an und diese legen in den Hautfalten ihre Eier ab. Ein Madenbefall bedeutet meist den Tod für das Schaf.

Durch das Mulesing soll eine glatte Narbenfläche entstehen, auf der die Fliegen keinen Platz für ihre Eier finden. Das Risiko eines Fliegenmadenbefalls soll damit reduziert werden. Mulesing wird vor allem in Australien angewendet, da die Tiere hier durch das Klima extrem gefährdet sind.

Auf lange Sicht wäre die gezielte Reduzierung der Faltenbildung bei der Zucht wohl die beste Alternative für die Schafe. Auch die Haltung in andere Länder und Regionen zu verlegen, könnte den Tieren viel Leid ersparen.

Wie kann Wolle dicht sein?

Ein großer Vorteil von Überhosen aus Wolle ist, dass sie sozusagen als Backup des Saugmaterials selbst noch bis zu 30 % ihres Eigengewichts an Flüssigkeit aufnehmen. Selbst wenn das Saugmaterial also einmal komplett durchnässt sein sollte, würde eine Wollüberhose nicht direkt auslaufen, sondern zunächst einmal selbst noch etwas Flüssigkeit aufnehmen. Diese erhöhte Auslaufsicherheit macht sie gerade in der Nacht besonders beliebt.

Die Hauptaufgabe einer Überhose ist jedoch nicht Flüssigkeit aufzusaugen sondern diese im Inneren zu halten, so dass die Kleidung nicht nass wird. Um diesen Zweck zu erfüllen, muss eine Wollüberhose zunächst ein Fettbad nehmen.

Was ist Lanolin?

Damit eine Überhose aus Wolle dicht sein kann, muss sie gefettet werden. Hierzu wird Lanolin (*) verwendet.

Stoffwindelzauber - Mein Online-Kurs für deinen Start mit StoffwindelnSchafe produzieren in ihren Talgdrüsen ein gelbliches, wachsartiges Fett, das Lanolin genannt wird. Es ist eine natürliche Imprägnierung, die die Wolle wasserabweisend und winddicht macht. Wenn du genau hinsiehst, wenn dir das nächste Mal ein Schaf begegnet, kannst du die kleinen, leicht gelblichen Fettkügelchen im Fell erkennen.

Vor der Verarbeitung wird die Wolle gewaschen. Hierbei werden diese Fettkügelchen ausgespült. Deshalb sind deine Wollpullover nicht wasserdicht.

Um Wolle nun als Nässeschutz verwenden zu können, muss das ausgespülte natürliche Wollfett wieder “zurückgegeben” werden. Hierzu werden die Wollüberhosen zunächst gewaschen und dann für einige Stunden in einer Lanolin-Lösung eingelegt.

Übrigens macht Lanolin nicht nur deine Wollüberhosen dicht sondern pflegt dabei auch noch die Babyhaut.

Wann muss eine Wollwindel gefettet werden?

Kaufst du eine neue Wollwindel, musst du diese vor der ersten Nutzung fetten. Der Stoff deiner neuen Wollwindel ist noch nicht (durch wiederholtes Waschen) verdichtet. Außerdem ist der Lanolingehalt nach einem einzigen Fettbad noch nicht besonders hoch. Ich würde dir daher empfehlen, sie 

– direkt nach dem Trocknen ein weiteres Mal zu fetten
– vorerst mehr Saugmaterial zu verwenden oder
– den Wickelintervall zu verkürzen. 

Nach jeder Wäsche gibt es für deine Wollwindeln ein weiteres Fettbad. Mit jeder Wäsche und jedem Fettbad wird eine Überhose “dichter”. Ich kenne einige Stoffymamas, die genau deshalb sehr an ihren “alten” Wollüberhosen hängen.

Kann man eine Windel zu viel fetten?

Fettest du deine Wollüberhosen zu wenig, werden sie nicht richtig dicht sein und auslaufen.

Wenn Wolle hingegen zu stark gefettet wird, wird sie steif und riecht unangenehm. Außerdem können die komplett verklebten Wollfasern selbst keine Nässe mehr aufnehmen.

Du sollest also auf die richtige Lanolinmenge achten.

Wenn die Wollwindel doch einmal zu viel Fett abbekommen hat, musst du sie trotzdem nicht entsorgen. Probiere es zunächst einmal mit einer Tiefenreinigung mit Olivenkernseife und falls das nicht hilft mit Natron.

Gründe für undichte Wollwindeln

Wenn deine Wollwindel immer wieder ausläuft, kann das verschiedene Gründe haben:

  • Zu wenig / selten gefettet
  • Zu wenig / falsches Saugmaterial
  • Falsche Größe oder Passform
  • Beschädigungen (Löcher, Risse)

Die Selbstreinigungskraft von Wolle

Du fragst dich, wie sich ein Stoff selbst reinigen soll? Wolle hat hierfür gleich mehrere Taktiken:

Zunächst einmal lässt Wolle den Schmutz erst gar nicht in ihre Fasern eindringen. Die oberste Schicht von Wollfasern erinnert unter dem Microskop betrachtet an einen Schuppenpanzer. Durch diesen können Schmutz und Gerüche kaum hindurch dringen. Auch auf dieser Oberfläche kann Schmutz kaum haften bleiben.

Dazu kommt die Selbstreinigungskraft von Wolle. Werden die Fasern der Wolle nass, quellen sie unterschiedlich stark auf. Sie reiben aneinander und reinigen sich dabei selbst.

Das natürliche Wollfett (Lanolin) legt sich einerseits wie ein zusätzlicher Schutzfilm um die Fasern. Wird die Wolle feucht, setzt das Lanolin außerdem kleine Mengen Milchsäure frei, die als natürliches Desinfektionsmittel gegen Bakterien wirkt.

Das alles sorgt dafür, dass deine Wollüberhosen nicht nach jeder Benutzung gewaschen werden müssen sondern es genügt, diese auszulüften bevor du sie erneut anlegst.

Wie häufig sollten Wollwindeln gewaschen werden?

Kaufst du eine neue Überhose, sollest du sie nach dem Kauf und vor der ersten Verwendung waschen um eventuelle Rückstände zu entfernen.

Selbst wenn die Überhose Urin abbekommen hat und sich vielleicht sogar ein bisschen klamm anfühlt, musst du sie nicht gleich waschen. Es reicht auch dann aus sie auszulüften und dabei an der Luft trocknen zu lassen. Danach kannst du sie einfach wieder verwenden. 

Hat eine Wollwindel Stuhl abbekommen, muss dieser natürlich gründlich entfernt werden. Sofern es nur um eine kleine Ecke geht, kannst du diese punktuell unter warmem Wasser mit einer kleinen Nagelbürste und Wollseife (*) reinigen. War es doch etwas mehr, ist es an der Zeit für eine Wäsche.  

Etwa alle zwei Wochen solltest du deine Wollwindeln gründlich waschen und fetten. Du kannst die Wollwindeln je nach Belieben mit der Hand oder in der Waschmaschine waschen. Ob es sich lohnt eine Waschmaschine anzustellen hängt natürlich auch davon ab, wie viel Wollkleidung ihr sonst tragt, die gegebenenfalls mit gewaschen werden kann. Eine Waschmaschine für zwei bis drei Überhosen anzustellen, mach wohl eher wenig Sinn.

Welches Waschmittel kann ich für Wollwindeln nutzen?

Es ist wichtig, dass die Wollwindeln nicht nur oberflächlich, sondern bis in die Tiefe zuverlässig von Schmutz und Bakterien befreit werden. Gleichzeitig sollten die Wollfasern nicht zu stark belastet werden, so dass du dich noch lange über hübsche Windeln freuen kannst.

Möchtest du es möglichst schnell, einfach und unkompliziert? Dann kannst du für die Wäsche der Wollwindeln ein herkömmliches Wollwaschmittel ohne Duftstoffe nutzen.

Eine günstig, zuverlässig, ökologische und hautfreundliche Alternative ist eine Seifenflockenemulsion. Dafür raspelst du zunächst mit Hilfe einer normalen Haushaltsreibe ein Stück Seife (*) zu Seifenflocken. Löse die Seifenflocken in einem kleinen Topf in der dreifachen Menge heißem Wasser auf. Die nun entstandene Emulsion kannst du anstelle von Wollwaschmittel sowohl für die Hand- als auch für die Maschinenwäsche verwenden.

Kann Wolle ausgekocht werden?

Tatsächlich kannst du Wollwindeln auskochen. Das kann z. B. sinnvoll sein wenn du diese gebraucht gekauft hast, dein Mini eine Infektion hatte oder du die Windeln einlagern möchtest.

Gib die Windeln dazu nach der Wäsche in einen großen Topf mit kaltem Wasser, das du nun langsam erwärmst. Nachdem das Wasser ca. 10 Minuten lang gekocht hat, nimmst du den Topf vorsichtig von der Herdplatte und lässt alles wieder abkühlen. Wichtig ist, dass du die Wollwindeln während des Auskochens und auch während des Abkühlens nicht bewegst, damit sie nicht einlaufen oder verfilzen. Nachdem das Wasser auf Zimmertemperatur abgekühlt ist kannst du die Windeln heraus nehmen, vorsichtig ausdrücken und dann liegend trocknen.

Wickeln mit Wolle im Sommer?

Du denkst Woll-Windeln sind nur etwas für den Winter? Falsch gedacht! Wolle eignet sich sogar ganz besonders gut zum Wickeln im Sommer:

  1. Wolle ist temperaturausgleichend und das gilt auch bei Wärme.
  2. Wolle ist besonders atmungsaktiv und daher bei höheren Temperaturen angenehm zu tragen.
  3. Wolle kann Feuchtigkeit – auch Schweiß – aufnehmen ohne sich dabei nass anzufühlen.
  4. Wolle ist selbstreinigend und fängt auch bei Wärme nicht so schnell an zu riechen.
  5. Wolle bietet einen hohen UV-Schutz.

Für den Tag am Strand bzw. im Sandkasten ist Wolle allerdings nicht die beste Wahl. Auf welche Alternativen du hier zurückgreifen kannst und was du sonst noch beim Wickeln mit Stoffwindeln im Sommer beachten solltest erfährst du hier.

Im Urlaub mit Wolle wickeln

Du meinst, dass das Wickeln mit Wolle im Urlaub nicht funktioniert? Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall und Überhosen aus Wolle eignen sich sogar besonders gut für den Einsatz im Urlaub. Warum das so ist und wie das Wickeln mit Stoffwindeln im Urlaub klappt, kannst du hier nachlesen.

Windeln aus Wolle einlagern

Da Überhosen aus Wolle bei richtiger Pflege sehr langlebig sind, können sie in der Regel für mehr als ein Kind verwendet werden. Du kannst sie natürlich weiter verkaufen aber auch für ein kleines Geschwisterchen einlagern. 

Damit Wollwindeln die Zeit der Lagerung gut überstehen, solltest du sie zunächst einmal gründlich auswaschen, anschließend auskochen und dann gut trocknen lassen. Da Motten Wolle zum Fressen gerne haben, müssen sie unbedingt luftdicht verschlossen und am Besten zusammen mit einem Lavendelsäckchen gelagert werden.

Wollig weich eingepackt

Möchtest du ausschließlich mit natürlichen Materialien wickeln, bietet dir Wolle hierfür eine gute Möglichkeit.

Dazu ist sie besonders hautverträglich und Sommer wie Winter sehr angenehm für dein Baby.

Mit der richtigen Reinigung und Pflege werdet ihr lange Freude an den hübschen und wollig weichen Überhosen haben.

“Frau Mama”

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Habt eine schöne und wollig weiche Wickelzeit!

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